Mittwoch, 12. Oktober 2011

Betrachtung zum 9. Forum Wärmepumpe in Nürnberg

9. Forum Wärmepumpe- Nürnberg, 27.-28.9.2011 

Ein Betrachtung von Hans-Jürgen Seifert (Redaktion von Erdwärme-Zeitung.de)

Das vom Bundesverband Wärmepumpe durchgeführte 9. Forum Wärmepumpe fand dieses Mal auf dem Nürnberger Messegelände eingebettet in der EUROPEAN HEAT PUMP SUMMIT 2011 und dem ZVKKW Symposium Luft-Luft-Wärmepumpe für Gewerbeimmobilien statt. Während am ersten Tag die Energiewende im Wärmemarkt in interessanten Vorträgen beleuchtet wurde, befasste man sich am folgenden Geothermie-Tag mit der qualitativen und sicheren Nutzung der oberflächennahen Geothermie. Gleich im ersten Beitrag zeigte Dr. Burkhard Sanner klar und deutlich worin die Chancen aber auch Barrieren für die weitere Entwicklung der Erdsondenanlagen bestehen. Zahlreiche Feldtestversuche vom Fraunhofer Institut der letzten Jahre belegen, dass vor allem im Neubau gute bis sehr gute Ergebnisse bei den Jahresarbeitszahlen erreicht werden können. Auch wenn die Erwartungen zum Teil unterschritten wurden, wird deutlich, dass mit der Wärmepumpe ein erheblicher Beitrag zur CO2 Reduzierung geleistet werden kann. So gibt es gute Chancen bei der Weiterentwicklung der Bohrverfahren, Bohrgeräte, demSondenbau und Verpressungsmaterial.
Dass die Vorkommnisse in Baden Württemberg Verschärfungen bei den Genehmigungsverfahren zur Folge haben ist sicherlich verständlich. Sie führen aber gleichzeitig auch zu nicht nachvollziehbaren völlig überspitzten Forderungen und Formalismus.

Dass der Schutz des Grundwassers eine Aufgabe von allerhöchster Priorität ist, darüber gibt es von allen Beteiligten keine Zweifel. Die Leitfäden zur Nutzung der Erdwärme in den einzelnen Bundesländern zeigen gute Ansätze zum verantwortungsvollen Umgang der Erdwärmenutzung. Leider gibt es aber erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern und teils völlig unterschiedliche Interpretationen und sinnlosen Auswüchsen, welche sich in differenzierten Verfahrenszeiten und Kosten, sowie Auflagen zur Bohrgenehmigung wiederspiegeln.

Solche Kostentreiber , wie z.B. die Überwachung der Bohrarbeiten durch Sachverständige, Betrieb ohne Frostschutz, Einhaltung von Minimaltemperaturen, Mindestdurchmesser etc. zeigen nicht nur wenig Fingerspitzengefühl mit praktikablen Grundwasserschutz, sondern können potentielle Bauherren, welche bereit sind viel Geld in die Hand zu nehmen und etwas für den Umweltschutz zu tun, völlig verschrecken. Dr. Sanner verdeutlichte an einer Karte der Schweiz, wo sich durch unterschiedliche Genehmigungspraxis direkt weiße Flecken bei den Erdsondenanlagen ergeben. Als Ausweg wird eine weitere Qualifizierung der Bohrunternehmen, stichprobenartige Überwachung und eine ausreichende und unkomplizierte Versicherung, aber auch Information und Fortbildung bei den Behörden sowie praxisbezogene Genehmigungsverfahren mit notwendigen Minimalanforderungen, ohne Einbezug sachfremder Anforderungen. Nur so können die in der neuen Branchenstudie des BWP anvisierten Ziele erreicht werden.

Im nächsten Beitrag berichtete Dr. Baumann über die erfolgreiche Arbeit mit einer Ampelkarte in NRW. Anhand von verschiedenen Flyern können sich interessierte Bauherren, sowie Planer und Ausführende im vorab eine Bild vom zu erwartenden geothermische Potentialen und eventuellen Einschränkungen machen.

Anschließend zeigte Dipl. Geologe Rüdiger Grimm an Hand von Beispielen, dass die praxisübliche Auslegung nach der 50 W/m Methode vor allem bei größeren Anlagen zu überteuerten oder zu falsch bemessenen Sondenanlagen führen kann.

Die Bedeutung einer sorgfältigen geothermischen Fachplanung unterstrich auch im nächsten Vortrag zur Planung von Großanlagen Herr Alexander Lyssoudis. Hier wurde vor allem die Ermittlung von Spitzenleistungen bei der Warmwasserbereitung und deren Realisierung in den Mittelpunkt gestellt.

Den Weg zum optimalen und sicheren Bohrverfahren zeigte Herr Alois Jäger von der Firma Baugrund Süd. Weitere Verbesserungen erwartet er u.a. vom von der Überarbeitung des Arbeitsblatt W120 Teil 2, was im Entwurf bereits vorliegt.

Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des BWP, stellte in seinem Beitrag eine neue Versicherung für die oberflächennahe Geothermie- Bohrungen vor. Da die klassischen, bisher erhältlichen Versicherungen nur auf eigene Bauvorhaben oder nur auf den Fall eines Verschuldens begrenzt sind, übernimmt die auf Initiative des BWP zustande gekommene neue Versicherung auch verschuldens- unabhängige Schäden bis zu einer Höhe von einer Million Euro. Dies dient in erster Linie zum Schutz des umweltbewussten Bauherren und soll für eine schnelle und unbürokratische Abwicklung sorgen.

Frau Carola Landgraf vom Landesamt für Umweltschutz und Geologie Bayern ging in ihrem Vortrag auf den Zusammenhang von Geothermie und Grundwasserschutz sowie der Genehmigungspraxis in Bayern näher ein. Unter anderem stellte sie heraus, dass es grundsätzlich keine Durchörterung von grundwassertrennenden Schichten geben darf. Um den Grundwasserschutz noch sicherer zu machen wurde die Begutachtung durch private Sachverständige und Sachverständige des Wasserwirtschaftsamtes eingeführt.

In der sich anschließenden kontrovers geführten Podiumsdiskussion wurde die Ausbildung und Qualität der Sachverständigen, sowie deren Notwendigkeit hinterfragt. Von den Zuhörern wurde an die Verbesserung der Qualität der Leitfäden und die Verantwortung der Behörden für die Arbeitsplätze in der Geothermie-Branche appelliert.

Insgesamt also ein sehr interessantes Forum mit vielen optimistischen Ausblicken aber auch kritischen Aspekten.
Aus der Sicht des Betrachters stellt sich die Frage, ob es wirklich gelingt die aufgezeigten Barrieren abzuschwächen bzw. zu beseitigen. . Letztendlich steht der Verantwortliche in einer Behörde immer vor dem Spagat zwischen praktikabler verantwortungsbewusster Handhabung und Festlegungen ohne Rücksicht auf die Beschäftigten der Erdwärmebranche und seinen Arbeitsplatz.

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